Wilstersche
Zeitung vom 07.08.2004
Brokdorf: Zwischenlager 2006 in Betrieb
Eine neue Farbbeschichtung erhält die Kuppel
des Kernkraftwerks in Brokdorf. Gestern begann zudem die Revision
der Anlage.
Brokdorf
Jochen Schwarck
Ein Baugerüst krönt die Kuppel des Reaktorgebäudes
m Kernkraftwerk Brokdorf. )as prägende Bauwerk der Anlage,
die gestern zur Revision und zum 16. Brennelementwechsel abgeschaltet
wurde, soll äußerlich grundlegend gereinigt werden und
dann eine neue Farbbeschichtung erhalten.
Das teilte der kaufmännische Leiter des Kraftwerks, Rainer
Veith, beim jährlichen Informationsgespräch mit, zu dem
Behördenleiter, Bürgermeister, Kommunalpolitiker und Vertreter
von Polizei und Feuerwehren der Region eingeladen waren.
Die „Schönheitsoperation" an der Reaktorkuppel
ist eine von drei Großprojekten, für die Kraftwerksbetreiber
Eon in diesem Jahr mehr als neun Millionen Euro aufwendet. Dazu
gehören auch Deichbauarbeiten vor dem Kraftwerk zum Ausgleich
von Setzungen sowie der Bau des atomaren Zwischenlagers auf dem
Kraftwerksgelände. Es soll spätestens im zweiten Quartal
zoo6 fertiggestellt sein, kündigte Veith an. Die Gründung
auf 15o Pfählen, die mit einem Durchmesser von eineinhalb Metern
bis zu 30 Meter tief in den tragenden Baugrund getrieben wurden,
sind abgeschlossen. Bis zur Nutzung des neuen Zwischenlagers werde
allerdings noch ein letzter Atomtransport zur Wiederaufarbeitung
notwendig werden, teilte Rainer Veith mit. Er ist für Ende
dieses Jahres geplant.
Unterdessen ist das Kraftwerk gestern zur routinemäßigen
Revision vom Netz genommen worden. Im letzten Betriebszyklus wurden
12,1 Milliarden Kilowattstunden Strom ins Netz eingespeist. Während
der Revision sollen 44 der 193 Brennelemente durch neue ersetzt
werden. Für die Arbeiten werden bis zu 1200 Fremdkräfte
im Kraftwerk tätig sein. Allein die Fremdkosten sind mit acht
Millionen Euro veranschlagt. Eon selbst beschäftigt in Brokdorf
350 Mitarbeiter, davon knapp zehn Prozent Auszubildende.
Im letzten Betriebszyklus, so ergänzte der stellvertretende
technische Betriebsleiter Helmut Muxfeldt, sei durch die Stromerzeugung
per Kernenergie der Ausstoß von 13,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid
vermieden worden. Bei der gleichen Stromproduktion in Kohlekraftwerken
wären 4,3 Millionen Steinkohleeeinheiten verfeuert worden Das
entspreche der Ladung von 67 00o Eisenbahnwaggons.
Eine weitere Besonderheit, mit der Eon Kernkraft zu leben habe,
sei die subventionierte Windenergie. Sie habe Vorrang in der Einspeisung
und zwinge die Kraftwerke zur Drosselung ihrer Stromproduktion.
Die gesamte eingespeiste Windenergie summiere sich allerdings nur
auf vier Voll-Lasttage des Kernkraftwerks.
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