Leserbrief an die Norddeutsche Rundschau
Arbeitskreis "Stillegen Sofort"
Initiative Wir schützen die Kinder von Sellafield "
22.02.2001
Die UnterzeichnerInnen bitten um Veröffentlichung des folgenden
Leserbriefs sowohl in der WZ als auch in der NR. Das Beibehalten
der Überschrift würden wir begrüßen.
Ich wasche meine Hände in Unschuld
In Ihrer Zeitung vom 2.2.01 wird der Brokdorfer Bürgermeister
Block mit der Aussage zitiert, die Gemeindevertretung habe keine
andere Möglichkeit gehabt, als dem Antrag der e.on auf Bau
eines atomaren Zwischenlagers zuzustimmen, denn die e.on habe darauf
einen Rechtsanspruch. Diese Auffassung ist ganz offensichtlich absurd.
Sie bedeutet nichts anderes, als daß der Bürgermeister
keine Verantwortung für seine auf der Gemeinderatssitzung am
5.12.2000 gegebene Zustimmung zum Bau der Castorhalle übernehmen
will. So wie Pontius Pilatus, als er Jesus zum Tode verurteilte,
und hinterher seine Hände in Unschuld wusch.
Wir hatten bisher den Eindruck, daß Bürgermeister Block
wenigstens zu seinen (aus unserer Sicht verhängnisvollen) atompolitischen
Entscheidungen stand. Daß er jetzt diesen Eiertanz aufführt,
können wir uns nur damit erklären, daß es oben doch
viele Brokdorfer Bürgerinnen und Bürger gibt, die die
beantragte achtzig Jahre währende Lagerung von hochradioaktivem
Atommüll auf ihrem Gemeindegebiet ablehnen.
Da es weltweit kein einziges Endlager gibt, ist die Befürchtung,
das Zwischenlager könnte zu einem atomaren Endlager werden,
nicht von der Hand zu weisen. Daß schon nach wenigen Jahren
Lagerung auf dem AKW?Gelände vier Atommüllfässer
durchgerostet sind, läßt befürchten, daß eben
doch über kurz oder lang Radioaktivität aus den Lagerbehältern
entweichen wird, die dann ? so der Antrag der e.on ? ungehindert
in die Umgebung gelangt.
Es stimmt auch nicht, was Bürgermeister Block zur Beschlußlage
in anderen Zwischenlagerstandorten sagt. Die Gemeinden Gemmrigheim
und Rodenkirchen haben eine Veränderungssperre über die
AKW?Gelände verhängt, um den Bau des atomaren Atommülllagers
zu verhindern. Die Städte Brunsbüttel und Geesthacht haben
ihre Entscheidung vorerst zurückgestellt.
Weiter ist es unlogisch, daß die Gemeinde Brokdorf überhaupt
mit dem Antrag zum Bau der Castorhalle befaßt wird, wenn doch
die e.on einen Rechtsanspruch darauf hat. Auch beim Altenkaffee
soll Bürgermeister Block gesagt haben, daß er gegen das
atomare Zwischenlager ist. Das ermuntert uns dazu, ihn einzuladen,
in unseren Initiativen, die sich auch gegen das atomare Zwischenlager
engagieren, mitzumachen.
Wir sind der Meinung, daß es nur eine verantwortungsvolle
Lösung des Atommüllproblems gibt: sofortige Stillegung
aller Atomkraftwerke, damit wenigstens nicht noch mehr strahlender
Müll, als ohnehin schon da ist, entsteht, und den wir den kommenden
Generationen aufbürden.
Heike Klessig,
Gudendorf Anke Dreckmann, Brunsbüttel
Karsten Hinrichsen, Brokdorf |