Zwischenlager
   


Norddeutsche Rundschau

Kritik an KKW-Zwischenlager in Brokdorf / Greenpeace: Problem wird nur aufgeschoben

Die Strahlenbelastungung nimmt zu

BROKDORF

( v m )

"Ein Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente in Brokdorf ist eindeutig eine zusätzliche Strahlenbelastung. Strittig ist eigentlich nur, ob diese sich im zulässigen Rahmen bewegt oder nicht." Dies stellte Strahlenbiologin und Robin Wood-Mitarbeiterin Bettina Dannheim jetzt auf einer gut besuchten Informationsveranstaltung in Brokdorf fest, zu der Atomkraftgegner um Karsten Hinrichsen eingeladen hatten. Nach Einschätzung von Bettina Dannheim würden in den bislang bekannten Antragsunterlagen die Risiken, die eine solche auf 40 Jahre ausgelegte Lagerstätte mit sich brächten, unterbewertet. Robin Wood, so sagte sie, lehne derartige Zwischenlager aber auch aus grundsätzlichen Erwägungen ab.

"Das Problem wird nur in die Zukunft geschoben", sprach sich auch Veit Bürger von Greenpeace gegen die Lagerung von Atommüll auf dem Gelände von Kernkraftwerken aus. Nirgendwo, so monierte der Physiker und Energie-Experte, sei ein sicheres Endlager in Sicht. Er warf die Frage auf, was denn nach 40 Jahren mit den in Brokdorf und/oder Brunsbüttel gelagerten Castorbehältern passieren soll.

Für den Kieler Energiestaatssekretär Wilfried Voigt ("Ich bin nur für die guten Dinge wie Windräder zuständig") liegen die jetzt fälligen Entscheidungen klar beim Bundesamt für Strahlenschutz. Das Land habe anschließend auf der Grundlage der Genehmigungen lediglich die Aufsicht zu führen. Ziel der Landesregierung sei es aber, nicht an jedem möglichen Standort ein Zwischenlager zu installieren. Fakt sei aber auch: "Der Müll ist da, nur liegt er bisher in Frankreich." Nach Darstellung von Voigt sind für die schleswig-holsteinischen Kernkraft-Standorte bislang drei Zwischenlager sowie zwei so genannte Interimslager beantragt. Die Baugenehmigung müsse der Kreis erteilen. "Spannend wird es schon, wenn man hier Fragen wie Flugzeugabstürze oder Terroranschläge in die Ausgestaltung des Lagers mit einbezieht", sagte Voigt. Veit Bürger dazu: "Die Halle ist lediglich ein Sicht- und Regenschutz für die Castoren."

In der anschließenden Diskussion wurde unter den Teilnehmern die Verwunderung deutlich, dass die Zwischenlagerpläne für Brokdorf bislang kaum auf größere Resonanz stießen. Wenn man bedenke, so ein Redner, was es "für eine Riesenaufregung wegen einer BSE-Kuh" gebe. Stimmen von Betreiberseite zu dem Thema gab es nicht. "Die haben gekniffen", bedauerte Karsten Hinrichsen. Schließlich meldete sich noch Orts-Politiker Gero Kleis (SPD) zu Wort. "Niemand in Brokdorf will eigentlich das Zwischenlager, weder die Bürger, noch die Gemeindevertretung." Sein Vorschlag: Der Atommüll könne doch gleich nach Niedersachsen geschafft werden. Genau die dafür erforderlichen Transporte wollen die Befürworter der Lagerung vor Ort aber vermeiden.