Norddeutsche Rundschau
25.09.1996
AKW-Transport ohne Publikum
BROKDORF ( g k )
Der 15. Castor-Transport mit abgebrannten Brennelementen hat am
Montag abend vorzeitig das Atomkraftwerk Brokdorf verlassen. Der
Betreiber, die PreussenElektra, bestätigte den Abtransport.
Die Brennelemente sollen über Brunsbüttel zur französischen
Wiederaufbereitungsanlage La Hague transportiert werden.
Die Steinburger und Dithmarscher Bürgerintiativen gegen Atomkraft
sowie der Kreisverband der Grünen, die erst am Dienstag morgen
mit dem Transport gerechnet hatten, kritisierten die Informationspolitik
der Landesregierung. Das Energieministerium habe es im perfekten
Zusammenspiel mit dem Betreiber und dem Innenministerium darauf
angelegt, den Transport ohne Öffentlichkeitsbegleitung durchzuführen.
"Das Ministerium sah sich noch am Montag nicht einmal in der
Lage mitzuteilen, ob es sich um Uran oder um Plutonium-Mischoxid-Brennelemente
(MOX) handelt", sagte der Grüne Kreistagsabgeordnete Dr.
Karsten Hinrichsen, der seit zehn Jahren gegen das Kernkraftwerk
klagt. "Wie will die Landesregierung mit dieser (Nicht)Informationspolitik
ein Ausstiegsklima im Land herstellen, ohne das kein einziges Atomkraftwerk
stillgelegt worden kann-", warf er dem rotgrünen Regierungsbündnis
in Kiel vor. |