Wilstersche Zeitung
23.09.1995
Demonstration gegen neue
Atomtransporte aus Brokdorf
Am Montag ab 8 Uhr / Brennelemente diesmal nach
Frankreich
BROKDORF. Aus dem Kernkraftwerk Brokdorf sollen am Montag abgebrannte
Brennelemente abtransportiert werden. Gegen diesen Transport hat
die Bürgerinitiative "Wir schützen die Kinder von
Sellafield" zu einer Demonstration ab 8 Uhr vor dem Haupttor
des Kernkraftwerkes Brokdorf aufgerufen.
Der mit hochradioaktiven Brennelementen beladene Atombehälter
soll Brokdorf in Richtung Frankreich verlassen. Zielort ist anders
als bisher - nicht mehr Sellafield, sondern die französische
Wiederaufarbeitungsanlage Cap La Hague in der Normandie. Auf dem
Weg dorthin wird die atomare Fracht unter anderem durch Wilster,
Itzehoe, Elmshorn und Hamburg rollen.
Karsten Hinrichsen aus Brokdorf, ein Sprecher der Bürgerinitiative,
warnte vor dem unkalkulierbaren Strahlenrisiko im Zusammenhang mit
dem jetzt geplanten Doppeltransport: In einem Gutachten hat der
Marburger Nuklearmediziner Professor Dr. Horst Kuni deutlich gemacht,
daß von den Atomtransporten eine erheblich stärkere Gefährdung
ausgeht als bislang angenommen. "Die biologische Wirksamkeit
der Neutronenstrahlung", so zeigt Kuni auf, "ist derart
groß, daß die gesetzlichen Grenzwerte tatsächlich
gar nicht eingehalten werden."
In Niedersachsen würden deshalb schon jetzt Polizistinnen
aufgrund der Strahlengefährdung auf Anweisung des Innenministeriums
nicht mehr direkt an Castor-Behältern eingesetzt. In Schleswig-Holstein
werde dagegen diese Gefahr nicht ernst genommen, wundert sich Hinrichsen.
Für ihn ist klar: "Nicht nur wegen der völlig ungelösten
Entsorgung muß endlich mit den Atomtransporten Schluß
gemacht werden. Die sich häufenden Hinweise auf Gesundheitsrisiken
durch Atomtransporte zeigen, daß die Atomtechnik nicht zu
beherrschen ist." |