Brunsbütteler Rundschau
21.03.1995
Brennelemente abtransportiert
30 Demonstranten vor Brokdorf / Elf vorläufige
Festnahmen
BRUNSBÜTTEL/BROKDORF (ta). Bei jeder anderen Gelegenheit wäre
eine Jubiläumsfeier veranstaltet worden. Beim zehnten Transport
abgebrannter Brennelemente aus Brokdorf war den rund 30 Demonstranten
gestern nicht zum Feiern zumute. Sie. starteten bei Regen und Wind
den Versuch, den Transport aufzuhalten. Auch diesmal wurde dem Schwertransport
durch starke Polizeikräfte freie Bahn verschafft.
Mit Holzkreuzen und Transparenten wiesen die Atomgegner vor dem
Kraftwerk auf Gefahren durch den Transport via Brunsbüttel
hin. Von dort wird der Behälter per Bahn und Schiff nach Sellafield
gebracht,
Mit einer Sitzblockade versuchten die Gegner, das zu verhindern
? neuerdings mit dem Wissen, daß Sitzblockaden nur noch eine
Ordnungswidrigkeit sind. So stellten sich beim Räumen der sitzenden
Atomgegner einige Teilnehmer die Frage nach der Verhältnismäßigkeit
der Mittel. Jeweils zu dritt trugen die Polizisten einen Blockierer
weg. Stießen sie nur auf geringen Widerstand, packten sie
auch mal. härter zu und gebrauchten Handschellen. "Das
sind doch keine Verbrecher", empörte sich ein älterer
Teilnehmer, als er sah, wie sich Demonstranten mit erhobenen Händen,
breitbeinig an die Polizeiautos stellen mußten und durchsucht
wurden,
Das mühsame und nervenzerrende Wegtragen endete abrupt. Als
fast alle an der Sitzblockade Beteiligten in einem Polizeibus festsaßen,
öffnete sich die Tür und mit lautem Gejohle "flohen"
alle. Für die Beamten bedeutete das vorerst das Ende des Einsatzes.
Ein pflichtbewußter Polizist, der einer Frau hinterherlief,
mußte zurückgepfiffen werden. Elf Demonstranten wurden
später vorläufig festgenommen.
Die Demo wurde vorn Bündnis 90/Die Grünen unterstützt.
Bei den ersten vier Transporten betrug die maximale Strahlung in
einem Meter Abstand vom Excellot-Behälter laut einer Presseerklärung
der Partei 20 MikroSievert pro Stunde. "Schon nach 15 Stunden
Aufenthalt in Behälternähe würde demnach die gesetzlich
zugelassene Strahlendosis überschritten", heißt
es weiter. Das sei für das Begleitpersonal bedeutsam. |