Basisgemeinschaft in Schulau
Gemeinsam für Frieden, Gerechtigkeit, Liebe
und heile Umwelt in der Nachfolge Jesu
Liebe Beschäftigte im AKW Brokdorf!
Liebe Bewohnerinnen von Brokdorf!
Heute ist Nikolaustag, der 6.12.01.
Seit über 15 Jahren komme ich nach Brokdorf und stehe ich
gemeinsam mit vielen anderen vor den Toren dieses AKW. Es begann
am 6.8.86.
Ich protestiere damit dagegen, daß nach der Katastrophe in
Tschernobyl nicht sofort der Ausstieg aus der Atomwirtschaft beschlossen,
sondern im Gegenteil das gerade fertiggestellte AKW Brokdorf in
Betrieb genommen wurde
Neben der Befürchtung, daß bei einer Katastrophe in
einem AKW unvorstellbarer Schaden entsteht, der noch über Generationen
die gesamte Natur - Menschen, Tiere, Pflanzen - schädigt, treibt
mich auch die Erkenntnis, daß es keine sichere Endlagerung
des Atommülls geben wird.
Seit dem 11. September kommt verstärkt hinzu, daß es
keinen Schutz vor terroristischen Angriffen gibt. Das bestätigen
auch alle Experten, nicht nur die von Greenpeace. Besonders gefährdet
sind Atomkraftwerke und erst recht die Atommüllzwischenlager.
Der Nikolaustag erinnert daran, daß es auch in hoffnungsloser
Lage einen Ausweg geben kann: Gegenseitige Hilfe und gemeinsam Teilen.
Das hat nach verschiedenen Legenden ein Bischof vor hunderten Jahren
vorgelebt.
Auch ich sehe einen Ausweg aus dieser unheimlichen Bedrohung, der
Sie, die Sie hier arbeiten und wohnen, zu allererst ausgesetzt sind
- aber auch wir anderen -, und möchte es heute am Nikolaustag
mit Ihnen teilen.
Der einzige vernünftige Ausweg hier in Brokdorf und auch anderswo
ist das sofortige Abschalten der AKW's und das Nichtbauen weiterer
Zwischenlager.
Der Ausstieg aus der Atomwirtschaft ist ja mittlerweile politisch
beschlossen, aber die Atomkraftwerke dürfen noch jahrelang
weiterbetrieben werden, ja viele Zwischenlager sollen noch gebaut
werden, da es immer noch kein sicheres Endlager gibt - und nach
meiner Überzeugung auch nicht geben wird.
Diese politische Situation kann natürlich gerade mut- und
hoffnungslos machen: Denn was können wir einzelne, betroffene
Bürger nun noch machen, damit die Bedrohung früher als
geplant vermindert wird, daß auf die neue Unsicherheitslage
nach dem Terroranschlag am 11. September schneller reagiert wird?
Mir machen die Aktionen von Bürgerlnnen in Wedel und Eckernförde
Mut. In Wedel habt eine kleine Gruppe durch Unterschriften-Sammlungen
erreicht, daß eine Bürgerversammlung einstimmig beschloß,
die Stadtverwaltung aufzufordern, den weiteren Ausbau der Mobilfunkantennenanlagen
vorerst zu stoppen.
In Eckernförde wehren sich BürgerInnen mit einem Bürgerbegehren
gegen den Teilverkauf ihrer Stadtwerke an die Schleswag.
10% der Wahlberechtigten können einen Bürgerentscheid
erzwingen, der dann bei einer Mehrheit von mindestens 25 % der Wahlberechtigten
bestimmen kann, was geschehen soll und was nicht.
Für mich zeigen diese beiden Beispiele, daß auch wenige
BürgerInnen etwas erreichen können, wenn sie sich auf
den Weg machen und sich Unterstützung von anderen holen. Denn
oft ist man gar nicht so alleine, und viele, ja vielleicht die Mehrheit
sieht es ähnlich wie man selber.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen
noch eine friedliche Weihnachtzeit und ein gutes neues Jahr.
Nähere Informationen: Hans-G. Werner
Rosengarten 17 d, 22880 Wedel, Tel.: 04103/818642
|