Wilstersche Zeitung
07.08.1996
Tschernobyl-Gedenkstein vor dem KKW Brokdorf
Gestern bei der 121. Mahnwache mit Blumen geschmückt
Brokdorf. Das zehnjährige Bestehen der Mahnwache jeweils am
6. eines Monats ist gestern von rund 30 Kernkraftgegnern aus der
Mahnwachengruppe Brokdorf und der Basisgemeinde Wulfshagenerhütten
mit der 121. Mahnwache vor dem Kernkraftwerk Brokdorf begangen worden.
Dabei wurde auch ein Gedenkstein, der an die Reaktorkatastrophe
im ukrainischen Tschernobyl vor zehn Jahren erinnert, mit Blumen
geschmückt.
Im Rahmen der gestrigen Aktion mit Musik und Tanz vor der Kulisse
des Kernkraftwerks, einem "festlichen Essen" und dem Auflassen
von selbstgefertigten Drachen verteilten die Demonstranten auch
Handzettel an die Autofahrer, die das Kraftwerksgelände verließen
oder hineinfuhren.
Unter den Teilnehmern waren auch so bekannte Kernkraftgegner wie
Pastor Grell von der solidarischen Kirche. Er hielt die Ansprache
zu einem Wort des Propheten Hosea: "Denn ich habe Lust an der
Liebe und nicht am Opfer."
Vor einiger Zeit hatte die Mahnwache einen Gedenkstein für
die Opfer von Tschernobyl vor dem Kernkraftwerk placiert. Er war
von den Betreibern des Kernkraftwerks auf das rückwärtige
Kraftwerksgelände gebracht worden. Zum zehnten Jahrestag der
Mahnwache erhielt der Gedenkstein einen würdigen Platz auf
der Grünfläche zwischen der Kreisstraße 41 und der
Gemeindestraße Osterende. Gärtner Anton Früs pflanzte
Blumen um den Stein.
Bei ihrer Aktion vor dem Kraftwerk diskutierten die Teilnehmer
über "10 Jahre AKW-Widerstand". Als Kläger gegen
die Betriebsgenehmigung für das Kernkraftwerk Brokdorf berichtete
Dr. Karsten Hinrichsen über seinen nun schon fast zehn Jahre
währenden Prozeß, der im September in die nächste
Runde geht. Abschließend wurde auf die nächste Mahnwache
am 6. September hingewiesen. |