Seit 27 Jahren Proteste gegen Kernenergie

NR, 26.02.2001
Seit 27 Jahren Proteste gegen Kernenergie

HAMBURG

( dpa)

Proteste gegen die friedliche Nutzung der Kernkraft hatte es in Deutschland bis Mitte der 70er Jahre nur von Seiten eini gar Bürgerinitiativen gegeben Skepsis gegenüber der Meiler-Sicherheit und das Problem der Lagerung von Atommüll lösten in Deutschland von 1974 an erste größere Protestaktionen mit mehreren tausend Atomkraftgegnern aus. 1977 demonstrierten 15000 Menschen im niedersächsischen Gorleben gegen die atomaren Entsorgungsanlagen.

1979 ereignete sich im US-amerikanischen Harrisburg der erste große Reaktorunfall der Welt. Nach einem Störfall entwich eine radioaktive Wolke. Unter Eindruck dieses Unfalls wurde der Widerstand gegen den Bau eines Atomkraftwerkes im südbadischen Whyl zur Initialzündung für die Anti-Atomkraft-Bewegung in Deutschland. Unter dem Motto Lieber heute aktiv als morgen "radioaktiv" und "Atomkraft - Nein, Danke!" sollten in den kommenden 20 Jahren zahlreiche, teils gewalttätige Demonstrationen landauf und landab starten.

TV?Bilder von Anti-Atom-Dörfern und Sitzblockaden mit Kernkraftgegnern, aber auch vermummten Steinewerfern flimmerten fortan durch deutsche Wohnstuben. Schauplätze waren Brokdorf, Wackersdorf, Kalkar oder Krümmel. 1979 erreichte die AntiAKW-Bewegung mit einer Demonstration in Bonn, an der nach Angaben des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umwelt 150000 Menschen teilnahmen, einen Höhepunkt.

In den 80er Jahren verlagerte sich der Widerstand auf den Transport von Atommüll und die Einrichtung von End- und Zwischenlagern. Einen weiteren Höhepunkt erreichten die Proteste 1997 in Gorleben, als ein Atommülltransport mit dem größten Polizeiaufgebot in der Geschichte der Bundesrepublik durchgesetzt wurde.