Wilstersche
Zeitung
02.07.2004
Am Kernkraftwerk: Mit Spiel
und Spaß „Atome vertreiben"
Nachdem handfeste Proteste den Bau des Kernkraftwerks Brokdorf
nicht hatten verhindern können, setzen Atomkraftgegner nun
verstärkt auf die Präsentation friedvoller Alternativen.
Am Sonntag wollen sie bei einem bunten Treiben „Atome vertreiben".
BROKDORF
(vm)
„Wenn schon keine Kläger gegen den Bau des Zwischenlagers
zu finden sind, dann wollen wir wenigstens die Problematik öffentlich
machen." Mit dieser Feststellung kündigt das „Netzwerk
Atomfrei" ein „Buntes Atom-(ver-)treiben" vor dem
Kernkraftwerk Brokdorf an. Am kommenden Sonntag, 6. Juni, werden
zwischen rr und 16 Uhr vor dem Haupttor Spiel, Spaß, Informationen,
Diskussionen, LiveMusik und eine Kundgebung geboten. „Wir
wollen keinen negativen Protest, sondern eine positiv besetzte Veranstaltung
auf der Alternativen zum Atomstrom aufgezeigt werden sollen",
umreißt der Oelixdorfer Malte Menge gemeinsam mit seinen Mitorganisatoren
Gisela Wieneke (BUND), Anke Dreckmann (Klägergemeinschaft Zwischenlager
Brunsbüttel) und Heinrich Voß (Steinburger Grüne)
die Zielrichtung. Letzterer unterstreicht die wirtschaftliche Bedeutung
regenerativer Energiegewinnung: „Es müssen nicht immer
nur die Risikotechnologien sein. Allein mit der Windenergie sind
in Schleswig-Holstein rund 4000 Arbeitsplätze geschaffen worden."
Voß mahnt: „Wir müssen genau darauf achten, was
hier an der Elbe gebaut wird." „Wir bekommen praktisch
ein Endlager direkt vor unserer Haustür", betont Gisela
Wieneke mit dem Hinweis, dass die Endlagerung bundesweit noch nirgendwo
gesichert sei. In dem Brokdorfer Zwischenlager sehen die Sprecher
eine Art „oberirdisches Gorleben".
Mit Unbehagen registrieren die Atomkraftgegner dabei, dass bei
allen Fragen rund um das Kernkraft so etwas wie ein Verdrängungsprozess
eingesetzt habe. „Die Protestgeneration ist bald ausgestorben
und die Brokdorfer selbst sehen fast nur noch die Vorzüge des
Kraftwerks", weist Malte Menge auf den mit E.On-Steuern geplanten
Bau einer Eissporthalle hin. Er fügt hinzu: „Man muss
neue Wege gehen, um mit dem Thema Aufmerksamkeit zu erzeugen. Die
Veranstalter erwartet für Sonntag auch einiges an „Anti-AtomProminenz".
Unter anderem sollen auch Gruppierungen wie Greenpeace und Robin
Wood vertreten sein. Der Termin knüpft an die Mahnwachen an,
die jeweils am 6. eines Monats stattfinden
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