Norddeutsche Rundschau, 07.06.2004

"Atom-(ver-)treiben"
mit Musik und Theater

Mit Musik, Theater und natürlich auch Redebeiträgen gab 's gestern vor den Toren des Atomkraftwerkes Brokdorf „buntes Atom-(ver-)treiben".

Brokdorf
uf

Mahnwache mit Musik und Theater: „Buntes Atom-(ver-)t reiben" lautete gestern das Motto vor den Toren des Brokdorfer Atomkraftwerkes. Das Anfang des Jahres gegründete „Netzwerk Atomfrei" bot Spiel, Spaß, Live-Musik und jede Menge Informationen: Viel Unterstützung hatten die Organisatoren dabei unter anderem aus dem Protest erprobten Wendland erhalten. Die „Atom-Priester" luden zum Beispiel dazu ein, sich dem „Orden der Atomianer" anzuschließen (Telefon 05841/4684 oder 05864/986422). Die „Priesterschaft des Atommülls" will das Problem lösen, in welcher Sprache und mit welchen Zeichen die Menschen vor der gefährliche Atom-Hinterlassenschaft gewarnt werden kann.

Anke Dreckmann vom „Netzwerk Atomfrei" zeigte sich zufrieden mit der Resonanz und dankte auch den anderen Beteiligten wie Greenpeace, dem BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz), den Grünen, der PDS, der Basisgemeinde Wulfshagenerhütten (eine christliche Lebens- und Arbeitsgemeinschaft) sowie den Musikern.

Neben Spiel und Spaß gab es auch ernste Worte: So erinnerte Hans-Jörg Lüth vom BUND an die reale Gefahr, die von den „strahlenden Zeitbomben" ausgehe. Vor dem Hintergrund des 11. Septembers ergebe sich zudem eine neue Risikosituation. Niemand könne die Atomkraftwerke und die Zwischenlager, die wie in Brokdorf an elf weiteren Standorten entstehen, vor terroristischer Bedrohung schützen. Lüth bezeichnete die Atomkraft als menschenverachtend und -gefährdend.

Auch die Bremerin Helga Rinski von Anti-AKW-Bewegung „Aktion Z" , die sich besonders für juristischen Kampf gegen die Zwischenlager einsetzt, fand deutliche Worte: Mit dem neuen Flugzeugtyp Airbus 380 könnten die Zwischenlager durchaus zerstört werden. Die mitgeführten großen Mengen Kerosins könnten Brände verursachen, denen auch kein Castor-Behälter standhalten könne. Sie appellierte, nicht aufzugeben und den Widerstand aufrecht zu erhalten, auch wenn der juristische Weg noch sehr lange dauern kann und Geld kostet. Es gelte, die Kräfte zu bündeln und gemeinsam die Prozesse gegen die Inbetriebnahme der Zwischenlager zu gewinnen.
„Wir würden uns das nie verzeihen", wenn der Kampf aufgegeben werde, sagt Helga Rinski. Sie will sich nicht entmutigen lassen, auch wenn „mit Rot-Grün der Atomausstieg nicht stattfindet". Bei einem Regierungswechsel sei zudem zu befürchten, dass nicht nur die neuen Zwischenlager errichtet werden, sondern auch der Beschluss über die Restlaufzeiten für die Atomkraftwerke gekippt wird .