Norddeutsche
Rundschau
16.08.1999
Ungehinderter Zutritt zum Kernkraftwerk
Offene Tür für zehn KKW-Gegner
Zehn Atomkraftgegner gelangten gestern nachmittag mit ihren Fahrrädern
ungehindert auf das Gelände des Kernkraftwerkes Brokdorf. Erst
als die Gruppe eine Runde über das Gelände gedreht hatte
und sich wieder dem Ausgang näherte, ließ sich der Werkschutz
blicken.
BROKDORF
( s k o )
"Tag der offenen Tür" im Kernkraftwerk Brokdorf.
Eine Gruppe von zehn Radfahrern passierte gestern nachmittag ungehindert
das offene Haupttor. Erst nach einer ausgedehnten Tour über
das KKW-Gelände ließ sich der Werkschutz blicken. Die
Radler gehörten der "Jugendorganisation Bund Naturschutz"
an, die während ihrer JBN-AusstieXtour 99" zwei Drittel
der deutschen Atomstandorte von Nord nach Süd mit dem Fahrrad
anfährt.
Anja Winkler und Jens Garleff haben die Tour ausgearbeitet. Zusammen
mit fünf weiteren Mitstreitern aus Bayern starteten sie am
Sonntag mittag in Brunsbüttel. Von dort fuhren sie nach Brokdorf,
wo die Atomkraftgegner ohne angehalten zu werden -auf das KKW-Gelände
fahren konnten. Vom Werkschutz keine Spur. Erst als die Gruppe ihre
Runde gedreht hatte und wieder gen Ausgang fuhr, wurden sie vom
Werkschutz angesprochen. Höflich fragten diese nach dem Grund
des Besuches und boten Hilfe an. Das Informationszentrum sei leider
nicht besetzt, "da müßten Sie am Montag wieder kommen",
sagten die KKW-Mitarbeiter.
Ein Gruppenfoto ließen die Wachmänner noch zu, dann
geleiteten sie die Radler bis vor das Tor. Dorthin kamen kurze Zeit
später auch zwei Polizeibeamte, die zwischenzeitlich alarmiert
worden waren. Die Beamten unterhielten sich kurz mit dem Brokdorfer
KKW-Gegner Karsten Hinrichsen, ließen die Gruppe dann aber
ungehindert ziehen.
Die jungen Leute zwischen 20 Lind 30 Jahren wollen mit ihrer Tour
darauf aufmerksam machen, daß es wesentlich urnweltfreundlichere
Energieversorgungen gibt als Atomkraft. "Nur weil wir eine
neue Regierung haben, heißt das nicht, daß jetzt alles
besser wird. Man muß immer wieder aufmerksam machen und nicht
nur abwarten", erläuterte Anja Winkler, Sprecherin vorn
Arbeitskreis-Atomkraftwerke-Koordination.
Die Reiseroute führt die KKW-Gegner unter anderem noch nach
Ahaus, Kalkar und Biblis bis nach Rosenheim. Zweieinhalb Wochen
sind für die Fahrt eingeplant, pro Tag sollen zirka 80 Kilometer
zurückgelegt werden. |