Norddeutsche
Rundschau vom 06.12.2003
Atom-Zwischenlager? Für den
Kreispräsidenten kein Thema
Itzehoe/Brokdorf
Volker Mehmel
Der Bau eines Zwischenlagers für abgebrannte Brennelemente
auf dem Gelände des Kernkraftwerks Brokdorf wird im Steinburger
Kreistag kein Thema sein. Die Grünen wollten darüber in
einer aktuellen Stunde zum Auftakt der Kreistagssitzung am kommenden
Freitag diskutieren. Kreispräsident Hans-Friedrich Tiemann
habe es aber abgelehnt, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen,
bedauert Grünen-Sprecher Dr. Jürgen Rüge. Die Begründung:
Es gebe keinen Bezug zu den Aufgaben der Steinburger Selbstverwaltung.
„Zumindest beim Katastrophenschutz sind wir hier mehr als
betroffen", empört sich Rüge über den Rede-Entzug.
Er mutmaßt, dass hier auch die neuen Mehrheitsverhältnisse
im Kreishaus eine Rolle gespielt haben. „Die wollen sich damit
einfach nicht beschäftigen."
Dabei gibt es auch nach Einschätzung des Grünen-Abgeordneten
Heinrich Voss Anlass genug, das Thema Zwischenlager zu erörtern.
So gebe es seit dem öffentlichen Erörterungstermin im
Jahre 2001 eine „neue Dimension des Terrorismus". Die
Folgen, die ein möglicher Anschlag auf das Zwischenlager für
die Bevölkerung haben könnte, müssten öffentlich
gemacht werden. In jedem Fall müsse geprüft werden, ob
die Katastrophenvorsorge im Kreisgebiet noch ausreichend ist. Dazu
sei eine politische Neubewertung des Gefährdungspotentials
erforderlich. Hinzu kommt die anhaltende Befürchtung der Grünen,
dass aus dem Zwischen- ein Endlager werden könnte. Heinrich
Voss: „Auf diesem Gebiet ist in den vergangenen Jahren nichts
Neues passiert."
Unabhängig von der Dis kussion in der Region hat das Bundesamt
für Strahlenschutz in der vergangenen Woche die atomrechtliche
Ge nehmigung für den Bau des Zwischenlagers erteilt. Kraftwerks-Betreiber
e.on darf damit eine Lagerhalle für bis zu 100 Castorbehälter
bauen - für einen Zeitraum von höchsten 40 Jahren. Die
Eignung des Standorts, des Lagergebäudes und der Brennelementbehälter
seien, so hieß es von dem Energiekonzern, von der Behörde
auf Sicherheit und Umweltverträglichkeit hin prüft worden.
Dabei sei auch der Strahlenschutz für die Bevölkerung
und für das Personal gewährleistet. Die Bauzeit soll etwa
zwei Jahre betragen.
6.12.2003
Norddeutsche Rundschau
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