Brennelement-Transporte
   


Norddeutsche Rundschau

26.09.1995


Sturm auf das Kernkraftwerk

Brokdorfer Brennelemente-Transport startete gestern nicht

BROKDORF (ta). Waren es technische Probleme, ein falsches Datum oder die Angst der Betreiber vor den Atomkraftgegnern, die vielleicht nach der Demo in Gorleben am Sonntag auch noch in Brokdorf auftauchen könnten? Rund 50 Demonstranten warteten gestern vergeblich auf den Transport abgebrannter Brennelemente von Brokdorf in die französische Wiederaufbereitungsanlage La Hague.

Schon das kleine Aufgebot der Polizei vor dem Kernkraftwerk machte die Atomgegner stutzig. Kurze Zeit später kam dann die offizielle Absage aus dem Kernkraftwerk. So vertrieben sich die Demonstranten die Zeit mit Diskussionen und einem kleinen Picknick vor dem Tor. Doch wenigstens symbolisch wollten die angereisten, meist jungen Leute, ihren Protest deutlich machen. Für Polizei und Wachpersonal völlig überraschend stürmten sie kurzzeitig das Kernkraftwerk Brokdorf. Weit kamen sie dabei nicht und so begnügten sie sich mit einer Sitzblockade vor dem Tor.

"Die Stellungnahmen gegen die französischen Atombombentests auf dem Mururoa-Atoll sind nichts weiter als Lippenbekenntnisse", warf Karsten Hinrichsen, Sprecher der Bürgerinitiative den SPD-Landespolitikern am Rande der Demonstration vor. Denn das bei der Wiederaufbereitung in La Hague anfallende Plutonium werde teilweise in den französischen Atombomben verwendet.

"Der Transport war nie für heute geplant," äußerte sich die Pressesprecherin der Preußen-Elektra in Hannover. Genauere Angaben über den nächsten Transport wollte sie nicht machen, doch der Termin stehe bereits fest.